21.03.2002 Frankfurt – Bangkok

Endlich! Ich kann es kaum erwarten, spüre das leichte Kribbeln im Bauch – wie immer, wenn der Tag der Abreise angebrochen ist. Habe ich alles im Rucksack? Den habe ich gestern abend schon gepackt, nur die Toilettenartikel fehlen noch. Föhn? – stimmt, den nimmt Dieter ja mit. Tickets, Geld, Plan – alles drin. Jetzt schnell Dieter abholen, Wagen in die Tiefgarage und ab zur Haltestelle! Die ist praktischer Weise direkt vorm Haus. Es ist schon dunkel und kalt ist es auch, aber das trübt die Stimmung nicht – wir erwarten heisse 35° in Bangkok!
Nach 1 ½ Stunden kommen wir am Flughafen an – jetzt heißt es, den Rucksack verschnüren und dann in die Schlange zum Einchecken. Wir wollen zwei Gangplätze – bekommen wir auch, aber wir fliegen nicht mit der Thai, sondern mit Lufthansa – das hat uns erst mal ganz schön verwirrt!
Dann kann die Entspannung beginnen – wir gehen wie immer noch einen kleinen Imbiss einnehmen und natürlich auf die Toilette – ja, die Aufregung! Und dann endlich im Flieger – nach Hause!

22.03.2002 In Bangkok

Um 14:40h landen wir pünktlich auf dem Don Muang in Bangkok und fühlen uns endlich wieder daheim – nur besser! Nach den üblichen Formalitäten wie Immigration – wir stehen natürlich in der falschen Schlange! – und der Suche nach unserem Gepäck gehen wir erstmal raus in die heisse für Bangkok typische Luft und ich geniesse eine Zigarette, während wir schonmal Ausschau nach dem Bus No. 2 halten, der uns für je 100 Baht in die Khaosan Road bringen wird. Es ist tatsächlich wahnsinnig heiss – bestimmt 35° – und der Verkehr ist höllisch: wir brauchen fast 2 Stunden, um zur Khaosan Road zu kommen. Genau beobachten wir die Route, alles ist so vertraut und es scheint sich nichts verändert zu haben! Endlich in der Khaosan Road angekommen, nehmen wir im Khaosan Palace (das D&D Inn war vollbelegt) ein Doppelzimmer für 500 Bht, gehen unter die Dusche und packen unsere Rucksäcke aus; Dieter richtet schonmal die obligatorische Wäscheleine – ein Ritual, das wir die nächsten Wochen bestimmt noch öfter durchführen werden, und dann geht’s raus in das pralle Leben: die Khaosan Road! Aus allen Lautsprechern tönt wilde Musik und wie immer sind lauter verrückte und auch normale Typen unterwegs und wir sind mittendrin!

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Im Khaosan Center nehmen wir unser erstes Singha in diesem Urlaub, lehnen uns zurück und lassen alles auf uns wirken. Wir wissen noch nicht genau, wie es weitergehen soll: bleiben wir die ganze Zeit in Burma oder lassen wir uns die Option, die letzten 5 Tage auf jeden Fall in Thailand zu verbringen (sollte es uns in Burma nicht gefallen, könnten wir uns wenigstens auf die letzten Tage freuen)? Wir sind einfach nicht in der Lage, uns zu entscheiden und beschliessen, erst morgen ins Reisebüro zu gehen. An diesem Abend wandern wir noch ein wenig durch die Gassen rund um die Khaosan Road und auch in die kleine Gasse hinter dem Kloster – es hat sich nichts verändert! Mit gebratenem Reis und einem Singha beschliessen wir den ersten Tag und wir fallen todmüde in unser Bett – froh, wieder in Bangkok zu sein!

23.3.2002 Golden Mountain und Standing Buddha

Nach dem Frühstück laufen wir einfach die Prachtstrasse entlang, aber bei der Hitze ist es schwer, sich an den vielen Königsbildern zu erfreuen; der König wird über alles verehrt und die Thais scheuen sich nicht, dies auch bei jeder Gelegenheit zu zeigen. Unser Ziel ist der Golden Mountain, der stadteinwärts rechter Hand des grossen Demokratiedenkmals liegt, ein riesiger Stupa auf einem künstlich auf Wunsch von Rama I. aufgeschütteten Berg, der 78m hoch ist und früher mehrmals unter der Last des goldenen Chedi zusammengebrochen ist.
Prinzen und hohe Würdenträger wurden nach ihrem Ableben in dem Kloster am Fusse des Hügels verbrannt, später wurde es der Leichenhof für Sträflinge und Arme, die dort Hunden und Geiern zum Frass ausgesetzt waren – aber das ist heute längst vergessen!
Der Aufstieg ist bei dieser Hitze mehr als mühsam und wir sind froh über jeden Schatten, der uns von den hohen Bäumen längs der Treppe geboten wird. Endlich oben angekommen werden wir mit einem unglaublichen Ausblick belohnt – ganz Bangkok liegt uns zu Füssen und wir machen ein Spiel daraus, von hier oben all die bekannten Orte wiederzuentdecken, die wir schon besucht hatten. Wat Arun, der Chao Praya, der sich im Sonnenlicht wie eine schillernde Schlange durch Bangkok wälzt, ja auch der Königstempel sind deutlich zu erkennen – einfach traumhaft! Leider kann man das nicht filmen, man würde einfach nichts erkennen, denn die Luft ist leicht diesig, Smog, der tägliche Begleiter in Bangkok!
Nach dem Abstieg werden wir von allen Seiten auf den Standing Buddha angesprochen. Haben wir noch nie was von gehört und wir sind ja keine Neulinge in Bangkok! Also, rein ins Abenteuer und mit dem Tuk-Tuk zum Standing Buddha!

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Wir fahren nach Banglampoo; in der Nähe des Thewes Market finden wir ihn dann: 32m hoch überragt er einen kleinen restaurierten Tempel. Im Reiseführer lesen wir später, dass er innen mit Tausenden geplätterter Opferschalen bedeckt ist und man über eine Treppe hinauf zum Kopf gelangen kann. Den Aufgang haben wir nicht gefunden, aber wahr ist, dass die grossen Füsse zum Ziel der Gläubigen geworden sind und sie hier ihre Blumenopfer niederlegen. Leider sind auch hier die Restauratoren am Werk und die Statue ist umgeben von einem Baugerüst aus Bambus, dennoch bietet sie einen erhabenen Anblick!
Wieder zurück in der Khaosan Road beratschlagen wir wieder, wie es weitergehen soll, denn wir müssen endlich ins Reisebüro! Nachdenklich schlürfen wir unser Singha und sind uns ganz plötzlich einig: wir buchen Burma und zwar bis zum letztmöglichen Rückflugtermin! Schliesslich sind wir asienerprobt und noch nie hat es uns gereut, egal wohin uns unsere Reisen auch geführt haben; im Gegenteil, immer wurden wir positiv überrascht und warum sollte es in Burma anders sein?

24.03.2002 Thewes Pier

Im Reisebüro „Welcome Travel“ buchen wir nun endich für zusammen 15.862 Baht unseren Flug nach Yangon und zurück nach Bangkok. Wir haben Glück, den Rückflug können wir am letzten Tag nehmen – also am 19. April – und dann später um 23:00h weiter nach Frankfurt fliegen. Somit haben wir unseren Urlaub bis zur letzten Minute geplant – zumindest, was den Zeitrahmen angeht!
Heute wollen wir den Fluss flussabwärts erkunden, zur grossen Brücke hin und einfach irgendwo aussteigen. Das Boot kommt, wir steigen ein und nach drei Stationen sind wir am Thewes Pier.

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Fast auf der Stelle haben wir ein Schlüsselerlebnis: hunderte, nein: tausende von hässlichen, dicken Breitmaulfischen wälzen sich rund um den Steg; es ist ein unglaubliches Schauspiel, genauso faszinierend wie abstossend, dicke silbrig-glänzende Leiber schnappen gierig nach kleinen quadratischen Brotstückchen, die man sogar in Säcken hier kaufen kann und die zum Vergnügen der Touristen und unübersehbar auch der Einheimischen an die Tiere verfüttert werden.
Beim Rundgang rund um den Pier sehen wir später sogar kleinere Ausgaben dieser Prachtexemplare auf kleinen Grills liegen, fertig zum Verzehr – allerdings ist uns der Appetit jetzt gründlich vergangen und so setzen wir uns in das kleine Restaurant neben dem Pier und trinken erstmal ein Bier. Versuche haben uns dann gezeigt, dass die Fische sogar Zigarettenkippen, Spucke und sogar Teile der Bierdeckel verspeisen!
Als wir zurückfahren, kommt die nächste Überraschung; das Boot hält nicht an unserem Pier, sondern fährt eine Station weiter! Kurzentschlossen steigen wir aus, nehmen das nächste Boot wieder flussabwärts – und stehen wieder am Thewes Pier! Diesmal haben wir tatsächlich kein Glück und keinen Plan mit unseren Flusstaxis und es bleibt uns nichts anderes übrig, als es hinzunehmen – Thailand! Das allerdings gibt uns die Gelegenheit, den Rückweg zu Fuss in Angriff zu nehmen und dabei gelangen wir wieder mitten das Thailand abseits der Touristentouren und geniessen es gründlich!

25.03.2002  Wat Arun und die Flusstaxis

Diesen Tag wollen wir wieder nutzen, um ein wenig auf dem Chao Praya zu fahren und so laufen wir quer durch das Mönchkloster zum Pier. Der Fahrtwind wird uns kühlen und wir freuen uns auf die perfekten Anlegemanöver, die nur durch Pfiffe einer kleinen Pfeife kommandiert werden. Wir steigen gegenüber des Wat Arun aus, laufen durch kleine Gässchen, geniessen die Thais und die höllische Hitze. Am Abend sitzen wir gegenüber des Wat Arun in einer kleinen Kneipe und sehen uns die Lasershow an, begleitet von einer Tonbandstimme, die anscheinend buddhistische Gebete spricht. Fest davon überzeugt, wieder mit einem Flusstaxi zur Khaosan Road zu fahren, stehen wir am Pier – und warten, warten, warten – es kommt kein Boot! Zum zweiten Mal stehen wir ziemlich verdutzt da und erst nach einer halben Stunde nehmen wir dann ein Tuk-Tuk zurück, noch immer völlig verwirrt, weil „unser“ Boot nicht kommt! Aber schliesslich sind wir ja in Thailand!

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