26.3.2002  Auf nach Yangon

Bereits um halb sechs Uhr früh sitzen wir im Taxi zum Flughafen; selten sind wir so früh aufgestanden! Es ist hundekalt, das mit der Klimaanlage haben die Thais einfach nicht raus. Die Strassen sind leer, dennoch fährt unser Driver wie der Henker und so sind wir kurz nach sechs schon am Don Muang. Um 08:40h geht unser Flug TG303 nach Yangon und um halb zehn sind wir da – die Uhr müssen wir um eine halbe Stunde zurückstellen.

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Am Flughafen müssen wir direkt zur Immigration und danach werden wir zum Zwangsumtausch gleitet – die Beamten in militärischen Uniformen passen höllisch auf, dass sich niemand durchschmuggelt. Für 200 US$ erhalten wir nun 200 FEC – Monopoly-Geld! Im Reiseführer steht, dass man mit den FECs am besten die offiziellen Hotels und auch die Flüge bezahlt, denn die Tauschrate ist schon fast kriminell!
Am Ticketstand von Air Mandalay wollen wir gleich einen Flug nach Mandalay buchen, aber wir haben kein Glück – erst am nächsten Morgen ist ein Flug frei – 07:15 ab Yangon nach Mandalay für 110 US$ mit Air Mandalay! Wir buchen, die Verkäuferin ist äusserst dynamisch, hat alles im Blick und gleich erkannt, wen sie vor sich hat. Fast ohne Rücksprache wird ein Hotelzimmer für uns gebucht – im Beauty Land Inn II mitten in Yangon – und passenderweise steht der Fahrer schon gleich neben uns (Zwa ist sein Name) und ehe es uns richtig bewusst wird, sitzen wir in einem kleinen Minibus und rasen durch Yangon.
Noch im Bus fängt Zwa ein Gespräch mit uns an und schliesslich kommt die Frage, ob wir denn tauschen wollten – US-Dollar? Kein Problem! Er managt alles – und plötzlich biegt unser Fahrer von der Hauptstrasse ab, fährt durch kleine Gässchen, bis er schliesslich vor dem Golden Trip anhält; wir werden eine ausgetretene Hintertreppe hochgeführt und sitzen dann in einem Office, 3 Schreibtische und mehrere Schränke und drei oder vier Burmesen in weissen Hemden und intelligentem Gesichtsausdruck – Banker in Burma! – begrüssen uns lächelnd. Das ist übrigens absolut typisch in Burma: nirgendwo, nicht mal in Thailand, haben wir so viele lächelnde Menschen gesehen wie in Burma!
Wir tauschen jeder 50 Dollar und erhalten je 37.500 (!) Kyat; 750 Kyat sind ungefähr ein Dollar (ein Kaffee kostet hier 200 Kyat oder aber 2 FEC!). Das Geld ist der Hammer: ein riesiger Batzen muss verstaut werden, Geldscheine, deren Wert man nur erahnen muss, so schmuddelig und schmierig ist das Geld, dass man absolut nichts erkennen kann! In ganz Burma haben wir nur wenige Scheine in der Hand gehabt, die wie neu aussahen! Die ganze Umtauschaktion hat irgendwie etwas von Hehlerei, etwas kriminellem, aber wir ignorieren das Gefühl dann einfach, denn unser Problem ist ein ganz anderes: Wohin mit den Stapeln von Geldnoten?? Schliesslich packen wir es einfach ungezählt in unsere Rucksäcke (später im Hotel zählen wir natürlich alles nach) und es geht weiter zum Hotel.
Es ist ein alter Bau, im Kolonialstil errichtet und nicht weit entfernt von der Sule-Pagode, neben der Shwedagon-Pagode die berühmteste Pagode in Burma. Das Zimmer mit WC und AC kostet 18 FEC – ein Teil des Zwangsumtausches sind wir also los. Der Chef spricht deutsch und will die Sprache üben; beim Bier in der Küche fragt er mich nach dem englischen Wort für dunkel – dark – und als er auch die Übersetzung von Turm – tower – hören will, weiss ich, er liest Stephen King´s „Der Dunkle Turm“!
Nachdem wir im Hotelzimmer – die Klimaanlage funktioniert nicht, der Strom ist mal wieder ausgefallen und wird erst gegen 22:00h wieder kommen und dann über Nacht wieder ausgeschaltet und erst gegen Morgen wieder eingeschaltet werden – unser Geld gezählt und neu verstaut, eine Dusche genommen und das Bier getrunken haben, machen wir uns auf einen Erkundungsgang durch die nähere Umgebung unseres Hotels. Yangon selbst wollen wir uns ja erst am Ende unserer Reise richtig ansehen.
Es ist heiss, dreckig, die Strassen und Bürgersteige dermassen überfüllt mit Strassenhändlern, die ihre Waren auf Teppichen oder Tüchern presentieren, Einheimischen, die zielstrebig an uns vorbeigehen und dem permanenten Hupen der vielen Autos auf den Strassen, so dass ich bald einen Koller bekomme und Dieter bewundere, dem anscheinend nicht ein Schweisströpfchen aus der Haut kommt und der alles mit dem neugierigen, alles Neue aufsaugenden Blick betrachtet, den ich in solchen Augenblicken schon bei ihm kenne. Die Hitze völlig ignorierend hat er die Kamera in der Hand, sieht immer alles bewunderndswerte – und das ist viel! – und hat noch den Nerv für ein Küsschen für mich.

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Die Sule-Pagode ist eine reine Enttäuschung; äusserlich natürlich wunderschön anzusehen mit dem grossen goldenen Chedi, aber rundum – die Pagode ist als Mehreck konstruiert – befinden sich unzählige Läden und als wir ins Innere hineinschauen, wimmelt es von Händlern, Käufern und Touristen; die Pagode hat absolut nichts heiliges an sich, es scheint eher ein Treffpunkt zu sein, aber wenn man schon mal in Burma ist, muss man sich das einfach antun!
Wir laufen etwa zwei Stunden rund um die Pagode und ich bin froh, dass wir danach einen Zwischenstopp im Hotel einlegen und ein Myanmar-Bier trinken – es schmeckt absolut köstlich und ist bei der Hitze genau das Richtige!
Zum Abendessen gehen wir ins Golden Chetty Restaurant, ein indisches Restaurant, in dem kein einziges Wort englisch geschrieben oder gesprochen wird, insofern ist es ein Abenteuer, weil wir überhaupt nichts verstehen! Bestellen tun wir nach Fingerzeig auf diverse Gerichte, die an uns vorbeigetragen werden (grosse Ballon-Pfannkuchen, die Buri heissen) und zum Nachtisch einen wunderbaren Milchkaffee, den ein Künstler fachgerecht in kleine Tassen einfliessen lässt – anders lässt sich das nicht beschreiben.
Den Anblick der Sule-Pagode bei Nacht lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen, es ist berauschend im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Verkehr ist einfach mörderisch und permanent erschallen Hupen – irgendwann integrieren  wir das dann einfach und somit hat es uns nicht mehr gestört.
Im Hotel gehen wir gleich aufs Zimmer – immerhin mit AC, falls Strom da ist! Übrigens Strom – in ganz Burma ist plötzlich einfach kein Strom mehr da! Die Zeiten konnten wir nicht ergründen, aber alle Hotelinhaber, egal wo, scheinen es immer gewusst zu haben. Im ganzen Land kein Strom – für uns einfach undenkbar und hier völlig normal! Jeder noch so kleine Haushalt hat deshalb Dieselgeneratoren (was die wohl hier kosten?) und damit können die Kühltruhen, Kühlschränke und je nach Ausstattung auch die Ventilatoren betrieben werden. Zu jeder kleinen Hütte ein Generator – man braucht sich über die Luftverschmutzung, den Gestank und den Geräuschpegel nicht zu wundern! Was denkt sich die Regierung dabei? Kraftwerke sind nur in Yangon vorhanden und die sind natürlich total überlastet, weshalb der Strom immer wieder abgeschaltet werden muss, aber niemand kümmert sich anscheinend darum, die Bevölkerung hat sich damit abgefunden und nach bestem Wissen nach Abhilfe gesucht und die Generatoren gefunden!

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