Nach einem fulminanten Frühstück inmitten einer chinesischen Frauenreisegruppe haben wir wieder unsere Räder gemietet; diesmal wollen wir das golden-schimmernde Wat Pa Nha Thup hinter der alten Brücke aufsuchen, das uns vom Berg Phousi her aufgefallen ist. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass wir die ganze Hauptstrasse bis weit hinter die Brücke fahren müssen und an einer Kreuzung linker Hand dann den Weg zum Wat finden werden.

Heute scheint die Sonne schon früh am Morgen und selbst auf den Rädern ist es angenehm warm. Die Räder sind einfach, aber neu und haben nur einen Gang; da es hier nicht sehr hügelig ist, kann man gut und schnell mit diesem Transportmittel überall hin kommen und wir vermissen die Mopeds überhaupt nicht. Auch an der Hauptstrasse gibt es viel zu sehen, wenn man nur die Augen aufhält. Ganz besonders fallen uns hier immer noch die kleinen Warungs auf, die stark an Indonesien erinnern. Viele haben auch einfach an der Strasse einen Tisch mit einer handvoll Getränke, einige Snacks und vielleicht noch Zigaretten, das ist dann der ganze Laden, von dem sich eine oft vielköpfige Familie ernähren muss.

Bald sehen wir am Berg den goldenen Hti und wissen, dass wir am Ziel sind. Vorher muss Dieter aber noch filmen, wie ich auf dem Fahrrad den Hügel hinauf auf ihn zufahre – allerdings endet dieses Experiment mit einem Lachanfall, denn die letzten Meter auf ihn zu muss ich ganz schön in die Pedale treten und dabei so furchtbar Lachen, dass ich nur noch mit letzter Kraft rufen konnte: „Hör auf, hör auf, hör auf zu filmen…!“
Bis zum Wat Pa Nha Thup sind es noch ein paar Meter und dann sehen wir, dass der achteckige Tempel nur gelb gestrichen ist – von wegen Gold!, nur die fünfstufige Spitze ist goldfarben gestrichen, und die Farbe blättern schon ab; das wundert uns, denn vom Phousi aus sah es tatsächlich so aus, als schien das ganze Gebäude golden zu sein.  [singlepic id=242 w=160 h=120 float=left] Vom Tempelberg hat man einen wunderbaren Rundumblick, ganz in der Nähe können wir die extrem hohen Berge sehen; nur schemenhaft zeichnen sie sich hinter den bewaldeten Hügeln rund um Luang Prabang ab, aber man kann deutlich die ernorme Höhe der Bergmassive erkennen.

Natürlich schaut in alle Himmelsrichtungen eine kleine Buddhastatue, um das Böse abzuwenden und auf Höhe der ersten Stufe sind viele kleine Fenster rund um das Gebäude angeordnet; in jedem dieser kleinen Fenster (die ja keine echten Fenster sind und wie Schiessscharten aussehen) ist ebenfalls ein kleiner Buddha plaziert.
Am Eingang steht ein kleines Schild, aus dem hervorgeht, dass das Filmen und Fotografieren verboten ist und so versuche ich, von außen wenigstens mit der Filmkamera ein paar Aufnahmen zu machen, denn der erste Eindruck zeigt uns, dass die Innenwände vollständig bemalt sind und zwar wieder mit vielen Motiven aus Buddhas Leben; einige sind darunter, die wir schon von gestern kennen: all diese grausamen Bilder von Menschen, die sich gegenseitig verstümmeln, mit heißem Pech und Sägen traktieren, aufgespießt werden oder den Kopf abgehackt bekommen.  [singlepic id=243 w=160 h=120 float=right] Daneben sehen wir aber auch Motive von Buddhas Erleuchtung, wie er zu seinen Anhängern predigt und von Mara, der Verkörperung des Bösen und der Versuchung, verführt werden soll.
Das Wat hat zwei gerade Etagen und darauf eine fünfstufige Spitze, alle Stockwerke haben acht Ecken und tragen ein oder mehrere Motive, je nach Größe der jeweiligen Wand. In der vorletzten Stufe sind fast alle uns bekannten buddhistische und hinduistische Heiligtümer dargestellt; so erkennen wir die Shwedagon-Pagode in Yangon, die Kuppel-Pagode – auch aus Burma – den Mok-Ma-Tempel und den Asham-Tempel aus Luang Prabang und auch das Tadsch Mahal.

Anscheinend wird das Wat gerade restauriert, denn die Farben sind sehr frisch und leuchten kräftig; selbst in den oberen Stufen kann man das gut erkennen, denn überall sind kleine Glasbausteine eingemauert, die das Sonnenlicht in das Wat einlassen und ein schönes Licht verbreiten. Vermutlich aber profitiert das Wat einfach auch von den dummen Touristen und genau als solcher habe ich mich auch aufgeführt:
Am Eingang steht ein kleiner Tisch mit einem großen linierten Buch; rechts daneben steht der typische „Donation-„Kasten und hinter dem Tisch sitzen zwei kleine hutzlige alte Frauen, in weißen Gewändern und je einer weißen Strickmütze auf dem Kopf, die mich mit freundlichen Gesten darauf hinweisen, dass man hier seinen Obulus entrichten muss und sich dafür in das Spendenbuch eintragen darf. Kein Problem, denke ich, und da ich keine Kips mehr habe und auch keine 1-Dollar-Note mehr, trage ich hinter meinem Namen „5 US-Dollar“ ein – und finde in meiner Börse lediglich 10-Dollar-Noten! Um das Gesicht nicht zu verlieren, zücke ich also schweren Herzens 10 Dollar und stecke sie deutlich sichtbar in den Schlitz der Donation-Box; der Lohn ist ein äußerst freundliches Lächeln der alten Frauen und die Erlaubnis zum Fotografieren, was Dieter und ich dann auch weidlich ausnutzen.
Später sehen wir, wie die beiden doch tatsächlich versuchen, die Dollar-Note wieder aus dem Kasten heraus zu holen, allerdings vergeblich. Nichts ist so heilig wie das eigene Leben!
Nachdem wir am Ausgang noch ein holländisches Ehepaar gemeinsam mit ihren Rädern ablichten müssen, steigen wir wieder auf unsere Räder und brechen zu unserem nächsten Ziel auf – der alten Brücke über den Nam Khane.

Auf dem Weg dorthin machen wir einen Zwischenstop an einem kleinen Warung und kaufen ein Wasser, denn es ist jetzt sehr warm. Noch ein paar Kilometer weiter und der Flughafen liegt vor uns – aber da wollen wir ja nicht hin, nur eines der fünf Flugzeuge, die hier täglich landen und wieder abfliegen, erinnert uns daran, als es im Landeanflug direkt vor uns auftaucht. Dann liegt die alte Brücke vor uns. Die Fahrbahn besteht aus schlichten einfachen Bretterlatten, die unbefestigt auf der Spur liegen. Bei jeder Erschütterung durch Fahrräder oder Mopeds wackelt die ganze Fahrbahn und die Latten stellen sich in die Höhe. Dabei ist es erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit die Einheimischen die Brücke überqueren. Kurz vor dem Befahren der Brücke halten wir an und beobachten erstmal den Verkehr. Dann beschließen wir, möglichst schnell und in einem Rutsch die wackligen Bretter zu überqueren, was uns auch gut gelingt, obwohl wir uns schon sehr konzentrieren müssen.

Das Trägergestell ist sehr verrostet und sieht nicht gerade vertrauenserweckend aus, beinahe wie die Brücke am Kwai. Nach der erfolgreichen Überfahrt halten wir nochmals an, schließlich muss das alles ja fachgerecht ins Bild gesetzt werden! Wir gehen linkerhand zu Fuß auf die Brücke zurück, außerhalb der Träger, und halten erst an, als wir die Mitte des Flusses erreicht haben. Von hier aus können wir schöne Bilder machen – nicht nur von der Umgebung und dem Flusstal, auch von der Brücke selbst, obwohl uns auf dem schmalen Steg schon mulmig wird, denn stellenweise kann man durch den löchrigen Boden bis auf den Grund der Schlucht blicken.

Die schönsten Bilder gelingen uns aber, als wir uns am Ende der Brücke in die Mitte der Fahrbahn stellen und Fotos die gesamte Brücke entlang machen, wo uns alle entgegenkommen und Dieter macht ein besonders schönes Bild von zwei hintereinander fahrenden Frauen auf Mopeds mit aufgespanntem Regenschirm als Sonnenschutz.  [singlepic id=244 w=160 h=120 float=left]
Wieder auf der Hauptstrasse fahren wir langsam an unserem Guesthouse vorbei bis zum Mekong, denn jetzt wollen wir die Überfahrt ans andere Ufer in Angriff nehmen.

Wir fahren bis zum Eingang des Xieng Thong-Wats, denn hier ist die Anlegestelle für die Fährboote und wir hatten uns hier mit einem Bootslenker verabredet – der ist aber nicht anwesend und so bietet uns einer seiner Kollegen an, die Tour zu übernehmen. Für 4 US-Dollar will er uns ans andere Ufer bringen, dort auf uns warten und uns auch wieder zurück bringen. Viel lieber hätte er uns ja eine ganze Tour verkauft, z.B. zu den Wasserfällen oder zu den Ou-Pak-Höhlen, die etwas 25 Km den Mekong flussaufwärts liegen, aber wir wollen ja nur ans andere Ufer und dort ein wenig den Urwald erkunden, vielleicht das Dorf besuchen und den Tempel, den man von hier sehen kann. Die Räder stellen wir am Eingang des Tempels ab; die Frauen, die die kleinen Opfergaben verkaufen, passen schon darauf auf.

Auf der anderen Seite führt eine steile Treppe mit breiten Stufen hinunter zum Mekong, wo unser Bootslenker sein langes Flachboot liegen hat. Eine Bretterlatte bildet den Steg vom Ufer zum Boot und ich nutze die Gelegenheit, Dieter beim Betreten des Bootes zu fotografieren. Wir sitzen also in der ersten Reihe hinter dem Fahrer, der in seiner selbstgezimmerten Kabine auf einem Stuhl mit abgesägten Beinen Platz nimmt. Jetzt können wir am eigenen Leib erfahren, wie stark die unterschwelligen Strömungen hier den Mekong beherrschen. Das Boot muss weit über den Wendepunkt hinaus den Mekong hinauffahren, denn die Strömung treibt das kleine Gefährt stark ab. Dennoch hat unser „Kapitän“ sowohl den Fluss als auch sein Boot gut im Griff und so landen wir wohlbehalten nach kaum fünf Minuten am gegenüberliegenden Ufer.

Jetzt stellt sich heraus, dass unser Fahrer gar nicht warten will, sondern uns nach zwei Stunden hier wieder abholen wird – er kann in der Zwischenzeit ein paar weitere Fahrten machen. Dieter fragt ihn nach der Möglichkeit, hier eine Kleinigkeit zu Essen zu bekommen und unser Bootslenker zieht einen kleinen Zettel mitsamt Kuli aus der Tasche, malt in langsamen Buchstaben einen Namen auf das Papier – und zwar in laotisch und in lateinischer Schrift: Miss Kahm – dabei steht höchstwahrscheinlich, dass wir eine Nudelsuppe möchten, so vermuten wir zumindest. Dann versucht er uns klarzumachen, dass wir im Dorf unterhalb des Tempels nach Miss Kham fragen sollen, die für uns eine Suppe kochen wird, denn ein Restaurant gibt es hier nicht.

Damit ausgerüstet erklimmen wir – genau: wieder eine steile Treppe (und die soll nicht die letzte gewesen sein) und landen inmitten des Dschungels auf dem Tempelvorhof des Wat Comphet. Und natürlich müssen wir auch hier wieder ein „Ticket“ kaufen und sind schon wir wieder einen US-Dollar los!  [singlepic id=245 w=160 h=120 float=right] Allerdings scheint der Tempel schon lange nicht mehr gefördert zu werden, denn der Buddha im Inneren ist sehr staubig und verfallen, ohne jede Farbe und sieht äußerst verkommen aus – einer der wenigen völlig verwahrlosten Statuen, die uns begegnet sind. Hier leben tatsächlich auch noch Mönche, das sieht man an den orangeroten Roben, die wie überall auch hier zum Trocknen hängen. Dennoch macht der Ort einen äußerst schäbigen Eindruck auf uns und so gehen wir weiter Richtung flussabwärts und schleichen einen echten Dschungelpfad entlang in der Hoffnung, dass er uns zu dem vom Ufer aus sichtbaren Wat Xieng Mene führen wird. Wir werden nicht enttäuscht, denn wir landen wieder – am Fuße einer steilen Treppe! Zum Fluss hin sehen wir ein kleines Dorf liegen, vermutlich sind dies die blauen Blechhütten, die wir vom anderen Ufer aus gesehen haben. Nach oben richtet sich unser Blick auf den Wat Xieng Mene – aber wieder so viele Stufen und so steil!

Im Augenblick sitzen ein paar Kinder mit kleinen Blumengestecken – natürlich zum Opfern. Wir kaufen aber keine Opfergaben und beginnen, langsam die Stufen zu erklimmen. Eines der kleinen Mädchen folgt uns auf dem Fuße; weder Kurzatmigkeit noch einen einzigen Schweißtropfen können wir bemerken – beneidenswert! Allerdings fällt uns auch an den Kindern ein größerer Grad an Verwahrlosung auf, oder ist es tatsächlich nur die Armut? Jedenfalls sind die Kleinen vom Tourismus schon sehr „versaut“ und betteln, was wir bisher noch nicht gesehen haben.
Auf dem Gipfel beim Wat angekommen sehen wir auch hier, wie verkommen alles wirkt. Der Tempel könnte einen frischen Anstrich dringend gebrauchen und der Buddha im Inneren erst recht! Obwohl das Wat aus der Ferne und von der Sonne beschienen einen herrlichen Anblick bietet, ist das Gemäuer aus der Nähe betrachtet eine einzige Enttäuschung für uns. Wir stellen auch fest, dass die kleinen Opfergaben, die unten am Fuss der Treppe an die Gläubigen verkauft werden, hier oben von der kleinen Bagage glatt ein zweites Mal zum Verkauf angeboten werden und ob der Grund dafür wirklich nur der offensichtlichen Armut entspringt oder dem tiefverwurzelten Trieb nach „Geschäfte machen“, wagen wir nicht zu beurteilen – eventuell trifft ja auch beides zu.

Nach dem erfolgreichen Abstieg versucht Dieter mit der Hilfe unseres Zettels den Weg zu Miss Kham zu erkunden, was aber im ersten und auch im zweiten Anlauf nur verständnisloses Kopfschütteln hervorbringt. Unsere Suppe sehen wir schon in weiter Ferne entschwinden, als sich plötzlich ein kleiner Bub vor uns aufbaut und uns mit einigen Gesten verständlich macht, dass wir ihm folgen sollen. Nun folgt ein weiterer Weg durch den Dschungel immer parallel zum Verlauf des Mekong. Nach etwa fünf Minuten taucht unerwartet plötzlich aus dem Grün das Blau von Blechdächern auf und ein Dorf liegt zu unseren Füssen. [singlepic id=246 w=160 h=120 float=left]
Bevor uns der Kleine aber gehen lässt, versucht er mit wiederholten „Bonbon! Bonbon!“- Rufen, uns dazu zu bringen, ihm eine Süßigkeit zuzustecken, das scheitert aber allein schon an der Tatsache, dass wir keine Bonbons bei uns haben, und so kramt Dieter aus seiner Tasche einige Kulis und ich steuere ein paar Kaugummis bei. Damit erstmal zufrieden springt der Junge vor uns her drei Bretterstufen hinab auf die sogenannte Hauptstrasse des Dorfes und wir schnell hinterher.

Vor dem kleinen Dorfwarung – der Kommunikationszentrale des Dorfes – sitzen auf niedrigen Holzblöcken ein paar Jugendliche, aus dem benachbarten Haus dröhnt aus der offenen Tür ein Farbfernseher – natürlich Flatscreen! – und an der uns zugewandten Seite zum Dschungel hängen in Dreierreihen auf dünnen Bambusstöcken viele bunte Wäschestücke aller möglichen Größen, Farben und Art, zum Trocknen – ein unglaubliches Bild.  [singlepic id=247 w=160 h=120 float=left] Der Warung bietet alles, was das Herz begehrt, von einzeln zu kaufenden Zigaretten über Kartoffelchips bis hin zu Benzin in Flaschen. Die Inhaberin fragen wir nach Frau Kham, aber wir ernten nur Kopfschütteln. Erst als Dieter ihr den Zettel überreicht und „Nudelsuppe?“ fragt, lacht sie laut und ruft irgendetwas zu den umstehenden Frauen. Dann verschwindet sie im Warung, eine andere läuft hinaus und holt Frühlingszwiebeln und wir bekommen einen Sitzplatz auf einer kleinen Holzbank zugewiesen, von der aus wir das Geschehen beobachten können. Jetzt bricht erst so richtig Geschäftigkeit aus; die Tochter wird losgeschickt, die notwendigen Kräuter zu besorgen, Frau Kham – so sie es denn ist – läuft in der dem Warung angegliederten Küche hin und her und plötzlich kommen dauernd andere Dorfbewohner, die allerlei kaufen wollen – wir sind innerhalb kürzester Zeit zum Dorfgespräch geworden.

Nach 10 Minuten stellt Frau Kham einen wackligen Tisch (ein Warengestell mit einer ausreichend großen Stellfläche) mitten in den Warung, dazu werden zwei Stühle geholt und dann kommt die Suppe auf den Tisch: Nudelpakete wie wir sie aus dem Supermarkt kennen! Angereichert zwar durch frische Kräuter und die Frühlingszwiebeln, aber gänzlich ohne Fleisch. Eine solche Nudelsuppe haben wir bisher auf unseren Asienreisen nur ein Mal bekommen und zwar in Mingun, Burma. Aber erstens ist die Suppe warm, zweitens gibt es auch noch eine Flasche Wasser dazu und drittens sind allein die Umstände Grund genug, diese Mahlzeit entsprechend zu würdigen. Als wir unser fürstliches Mahl beendet haben, wollen wir der Dame des Hauses nicht länger zur Last fallen und fragen nach dem Preis. Da haben wir uns aber gewundert, als sie zum Handy greift und wir mehrere Male „Fourteen? Fourteen?“ hören. Dann legt sie auf, grinst uns an und sagt „Fourteen!“. Wir haben das aber so deutlich nicht gleich verstanden, ob sie 40 oder 14 meint und so behilft sich Dieter, indem er langsam erst 10.000 Kip, dann nochmal 5.000 Kip aus der Tasche holt – als die Frau da mit dem Kopf nickt, wissen wir: 14 ist richtig. Da hat sie sich doch tatsächlich mit dem Handy – bei einer „Hotline“? – den Preis ins Englische übersetzen lassen – soll noch jemand sagen, die Leute wüssten sich nicht zu helfen!

Nachdem wir uns bedanken, steht plötzlich der kleine Bub wieder vor uns, der uns hierher geführt hat. Immer wieder ruft er ein Wort „Money! Money!“ Wir wollen ihm aber kein Geld geben und so bekommt er noch Kaugummis; die sind wegen der Minze wohl etwas scharf, denn er verzieht tief luftholend das Gesicht, grinst aber bis zu den Ohren.
Als wir nun endlich den Rückweg antreten, folgen uns der kleine Bub und ein kleines Mädchen, unermüdlich betteln sie um „Money“ oder „Bonbon“ , aber wir bleiben stur; das Betteln ist sicher durch die Touristen verursacht und so mancher wird ein paar Kips übrig haben, aber wir finden, das ist völlig falsch. Schließlich geben die beiden nach fast zwei Drittel des Rückweges auch auf und laufen zurück. Pünktlich kommen wir nach zwei Stunden an unsere Anlegestelle, der Bootslenker ist schon da und wir können sehen, wie er einer alten Frau und einen jungen Mann ins Boot hilft.
Dieter will erst noch warten, aber da unser Kapitän uns schon erblickt hat, bedeutet er uns mit weit ausholenden Gesten, zu ihm zu kommen. Jetzt haben wir zwar das Boot nicht mehr für uns allein und Dieter muss in die zweite Reihe ausweichen, aber dafür dauert ja die Überfahrt auch nicht so lang und wir brauchen nicht in der Sonne zu stehen.

Unsere Räder stehen unversehrt am Eingang des Xieng Thong; ob die Opferfrauen tatsächlich ein Auge darauf hatten oder lediglich unsere Schlösser ausreichend sind?
Wir fahren noch ein wenig am Mekong entlang und bewundern die Ufergärten. In dem Lokal, in dem wir gestern bereits gegessen haben, legen wir eine Pause ein und genießen einfach nur die Ruhe. Unter uns, am Ufer, ist auch ein kleiner bewirtschafteter Garten und wir können jetzt auch beobachten, wie die Zäune gebaut werden: lange, dünne Bambusstäbe bilden die Querstreben, dicke Bambusstäbe mit Löchern die Längsstreben und in den Löchern werden die Querstreben verankert. [singlepic id=248 w=160 h=120 float=left]  Wir können auch beobachten, wie mühselig die Bewässerung der wenigen Quadratmeter großen Beete ist, denn eine junge Frau muss unzählige Male das steile Ufer hinunter steigen und mit einem großen, mit Mekong-Wasser gefüllten Eimer wieder hoch laufen, um damit die Gießkannen mit dem wertvollen Nass zu füllen. Auch davon haben wir einige schöne Aufnahmen gemacht.

Das letzte Highlight am Mekong-Ufer ist dann der Sonnenuntergang. Die Nebel halten sich auf halber Höhe der bewaldeten Hänge wie ein bleiches Band und die untergehende Sonne taucht die Ufer in ein sanftes Licht – mit einer Palme im Vordergrund (wegen dem Kontrast) sind das tolle Bilder.

Bevor es nun ganz dunkel wird, beeilen wir uns, die Räder wieder zurück zu geben und weil wir nicht mehr in die Strasse des Nachtmarktes zurück wollen, bitten wir den Sohn der Frau, die uns die Räder vermietet, unsere Karten bei der Post einzuwerfen, was der auch sofort zusagt. Jetzt sind wir natürlich gespannt, ob die Karten wohl jemals den Weg von Luang Prabang nach Hause finden werden (nach vier Wochen sind aber tatsächlich alle angekommen).

Eigentlich wollen wir heute Abend im Luang-Prabang-Restaurant Lifemusik hören und nochmal gut Essen – leider haben wir das Restaurant gar nicht gefunden. Und so bleibt uns nur ein gutes laotisches Nationalgericht: Laab mit Ente und „Sticky Rice“! Laab ist tatsächlich das Nationalgericht der Laoten; dabei wird das Fleisch (Ente, Rind, Schwein oder Lamm) klein gehackt gebraten und mit viel kurz gedünsteten Gemüse angerichtet; der Reis wird in kleinen Bambusköchern weichgedünstet und auch direkt darin serviert – durch das Dünsten tritt die Stärke aus und man erhält den typischen Klebreis – nichts für die Hausfrauen, die den locker, körnigen Uncle Bens-Reis bevorzugen, aber sehr lecker. [singlepic id=249 w=160 h=120 float=right]
Viele Gedanken über das Packen müssen wir uns ja nicht machen und so haben wir am Mittwoch noch bis 11:30h Zeit und können den Tempel neben unserem Guesthouse und auch noch den Asham-Tempel besuchen.

Print Friendly, PDF & Email