07.04.2002 – 10 Tage in Ngapali

Ein letztes Frühstück noch im View Point, wir verabschieden uns wehmütig vom Inle See, denn es hat uns allen hier gut gefallen. Das Taxi nach Heho fährt knapp eine Stunde; auf dem Hinweg sehen wir viel Militär und im Reiseführer lesen wir, dass Heho eigentlich ein Militärflughafen war. So müssen wir auch 500m vor dem Tor aussteigen und ich sehe mich schon den Rucksack durch die Hitze schleppen, aber zum Glück kommen uns schon zwei Angestellte mit einer Sackkarre entgegen. Obwohl wir wissen, dass die Kontrollen sehr streng sein sollen, haben wir die Rucksäcke in den Schutzsack gepackt und gut verzurrt. Bereits am Schalter, wo unsere Tickets und Pässe das erstemal gesichtet werden, müssen wir die Rucksäcke aber schon wieder aufmachen; der Beamte schaut flüchtig hinein und winkt uns dann weiter in die Flughalle. Hier werden wir nochmal durchgecheckt und müssen durch einen mit einem Vorhang verhüllten Durchgang in die Abflughalle gehen; hier stehen die üblichen billigen Plastikstühle, teilweise besetzt, und am gegenüberliegenden Ende sehen wir einen kleinen Shop. Wir sitzen so, dass wir geradeaus auf das Flugfeld sehen können, aber innerhalb der einen Stunde, die wir hier warten, kommt kein anderer Flieger an; somit ist klar, wir fliegen mit der Maschine, die jetzt gerade landet.

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Der Flug ist ruhig und Dieter nutzt die Zeit im Flieger, um die letzten FEC zu filmen; sie sind die einzigen Geldscheine hier in Burma, die noch neu aussehen und auf denen man den Wert auch erkennen kann.
Nach etwa 1 ½ Stunden landen wir in Thandwe. Der erste Blick geht natürlich in Richtung Meer und dann liegt der Golf von Bengalen auch schon vor uns. Aus dieser Entfernung sieht es wunderschön aus, zumal wir hier rund um den Flugplatz nur gelben Staub und Sand entdecken können.
Es ist so heiss, dass auf dem Teer vor dem Flugplatz meine Fusssohlen einen Abdruck hinterlassen. Sabine und Astrid haben bereits vorab im Linn Tha Oo für die Dauer ihres Aufenthaltes ein Zimmer gebucht; wir hoffen, dort auch noch unter zu kommen und steigen mit in den Minibus, den das Hotel zum Flughafen geschickt hat.
Das Linn Tha Oo liegt direkt am Strand in der Bucht von Ngapali. An diesem Strandabschnitt sind drei Hotelanlagen  angesiedelt, darunter eines unter deutschem Management, in Richtung Dorf liegen vier Restaurants, die wir in den nächsten Tagen der Reihe nach ausprobieren und dann kommt lange gar nichts mehr. Das Dorf ist so weit entfernt, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, tagsüber dorthin zu gehen und abends ist es hier so dunkel, dass wir froh sind, das nächste Restaurant zu finden.
Wir haben Glück, für die ersten 6 Tage haben wir einen schönen Bungalow direkt am Strand (C2) für 20 US$, danach müssen wir in den Economy-Room, allerdings auch nur für 10US$. Ich stehe dem etwas skeptisch gegenüber, denn ich denke, dass das eine Art Mehrbettzimmer sein wird, ohne WC und Dusche, und hoffe im Stillen, dass wir doch noch etwas anderes bekommen; aber jetzt haben wir ja erstmal ein schönes Quartier, können direkt an den Strand gehen und bis es Zeit wird, hier auszuziehen, werden wir uns so richtig gut erholen – vom Urlaub.
Der Strand hat weissen weichen Sand und der Golf von Bengalen hat hier immer Wellen; wenn man aufs Meer hinausschaut, liegt hinter dem Horizont die Ostküste von Indien. Es ist ein richtiger Bilderbuchstrand, der sich in einem sanften Bogen an die Küste schmiegt. Jeden Abend können wir den

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 Sonnenuntergang beobachten und so machen wir ein Ritual daraus: um sechs Uhr abends nehmen wir zusammen mit Sabine und Astrid den obligatorischen Sundowner: mit zwei Bier, die wir aufteilen, geniessen wir die Sonnenuntergänge und beschliessen damit unsere Strandtage, bevor wir uns fürs Abendessen fertigmachen.
Das Wetter ist einfach traumhaft, jeden Tag Sonnenschein und keine Wolke am Himmel. Wir schwimmen viel und geniessen die Sonne, laufen jeden Tag am Strand entlang und sind einfach nur faul. Ausser einem Ochsenkarrenrennen, das am Strand veranstaltet wird, passiert hier nicht viel. Nur am Tag des Wasserfestivals ist das ganze Hotel auf den Beinen. In der Küche werden kleine Reis-snacks gefertigt und Tische auf dem Platz vor der Rezeption aufgestellt. Nachdem wir uns das eine zeitlang angesehen haben, werden wir neugierig und fragen nach: es findet eine Zeremonie statt und ein ranghoher Mönch wird predigen, dazu kommt fast das ganze Kloster, das hier in der Nähe sein muss (wir haben allerdings keines gefunden). Gegen vier Uhr am Nachmittag sind die Mönche dann da; man hat für die Begleiter Stühle aufgestellt und davor eine Fläche mit Bastmatten ausgelegt. Hier können die Angestellten und Gäste – meist sind es Einheimische – sitzen und der Rede des Oberen zuhören.
Nachdem die Ansprache beendet ist, werden Unmengen von Geldscheinen auf die Zuhörer geworfen und nun ist alle Würde vergessen, jeder versucht, soviel wie möglich von dem Geld zu ergattern. Alle sind am Lachen und fröhlich und nach 1 ½ Stunden ist alles vorbei.
Die Gäste konnten der Zermonie beiwohnen. Für sie wurden am Rand des Platzes Sitzgelegenheiten aufgestellt und auch sie bekommen eine Fanta und von den Süssigkeiten. Dieter hat sich in erster Reihe einen Platz gesichert und so ein paar wunderbare Aufnahmen machen können.
Das einzig aufregende ist dann der bevorstehende Wechsel in den Economieroom. Dieter und ich versuchen alles, um doch noch in einem der Bungalows unterzukommen, aber da haben wir keine Chance, alles ist ausgebucht. Auch bei den beiden anderen Hotels fragen wir an, allerdings ohne Erfolg. Anscheinend ist Ngapali doch ein berühmtes Kurzurlaubsziel der Burmesen, denn eigentlich sehen wir hier nur wenig ausländische Touristen.
Der Economieroom erweist sich nach der ersten Eingewöhnungsphase dann doch noch als völlig ausreichend. Es ist ein kleines Zimmer mit Doppelbett – für mehr ist hier kein Platz. Kein Schrank, keine Ablage, nur ein kleiner Plastikhocker! Also funktionieren wir die rechte Betthälfte zur Kleiderablage um, Dieter spannt unsere Leine und da wir uns ja nur zum Schlafen und Umziehen hier aufhalten, klappt es ganz gut. Gott sei Dank haben wir ein eigenes Bad mit Toilette, so dass wir nicht die Gemeinschaftsduschen und –klos benutzen müssen!
Weil es hier so eng ist und ich nicht richtig aufgepasst habe, passiert dann noch ein Missgeschick: nachdem ich mit Duschen und Umziehen fertig bin, setze ich mich aufs Bett, um auf Dieter zu warten – leider direkt auf meine Brille! Und die ist natürlich sofort kaputt, das Gestell ist aus leichtem Metall und beim Geradebiegen bricht der Bügel mittendurch, nur die Gläser sind heil geblieben.
So lange Zeit habe ich darauf geachtet, dass mit der Brille nichts passiert, denn ohne geht’s einfach nicht. Da ich tagsüber die Kontaktlinsen trage, sind meine Augen abends sehr empfindlich, aber ich spüle sie dann gründlich und wenn ich tagsüber die Sonnenbrille aufsetze, halte ich es ganz gut aus. In Yangon wollen wir versuchen, eine neue Brille zu bekommen, das müsste eigentlich gehen, denn die Gläser sind ja noch in Ordnung und immerhin sind wir in Asien, nichts ist unmöglich hier.
Die zehn Tage vergehen wie im Flug, mit Sabine und Astrid ist es auch nicht langweilig und wir sind froh, uns mit ihnen zusammengetan zu haben. Wir tauschen die Bücher aus und haben immer Gesprächsstoff, trotzdem wird es nicht anstrengend, mit ihnen zusammenzusein.
Da die beiden am gleichen Tag mit uns nach Yangon fliegen und dort auch nur zwei Tage bleiben – also auch am 19. April wieder nach Hause fliegen – erkundigen wir uns, wo sie denn untergekommen sind. Im Gegensatz zu uns haben sie schon bei ihrem ersten Aufenthalt die Zimmer gebucht und zwar im Three Season Hotel; wenn wir in Yangon sind, wollen Dieter und ich versuchen, auch dort noch ein Zimmer zu bekommen, denn in unser erstes Hotel wollen wir eigentlich nicht mehr.

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