Frühmorgens vor unserem Motel6 in Bishop strahlt die Sonne von einem eisblauen Himmel – und eiskalt ist es auch; unser schwarzer Hyundai ist grau, von vorn bis hinten überzogen mit einer feinen Raureifschicht. Aber wer rauchen will, muß da durch: ich genieße meine Morgenzigarette und schaue mich ein wenig um – blauer Himmel, Sonne, die Berge im Hintergrund am Gipfel schon schneebedeckt – ein merkwürdiges Gefühl, wenn man bedenkt, daß wir noch gestern im Death Valley waren, dem Tal des Todes.

Ich gehe schnell für Dieter und mich Kaffee holen, den gibt´s hier in diesen Motels ja immer zum Zimmerpreis dazu – ob Martin schon auf ist, weiß ich gar nicht, sonst hätte ich auch drei Coffee-Cups geholt.. Nachdem auch Dieter fertig ist, steht Martin schon fix und fertig mit Kaffeebecher in der Hand vor der Tür. Er hat sich mit dem Motelangestellten unterhalten und dabei von der Familie aus Dresden erfahren, die man gestern im Death Valley nach so vielen Jahren endlich gefunden hatte. Das hat uns echt umgehauen – die Gefahr war plötzlich so nah!

Jetzt aber ab zum Frühstück – Martin hat schon einen Donutshop ein Stück die Straße runter entdeckt – na, ist doch perfekt! Hier gibts nicht nur Donuts in jeder Form, Größe und Farbe, auch Kaffee und was man sonst noch so zum Frühstück braucht. Ich habe mein Herz an die Blaubeermuffins verloren, während Dieter und Martin eher zu den frittierten Apfelküchlein tendieren (sehen aus wie kleine Reibekuchen, sind genauso kross und zigmal so süß – aber lecker!). Nach dem reichlichen Mahl füllen wir noch unsere Cups auf, checken aus und machen uns wieder auf die Reise.

Wir suchen heiße Quellen, die Martin und Dieter schon vor zwei Jahren mal besucht hatten, als Dieter für ein paar Tage in Kalifornien war. Zunächst aber finden wir rechterhand einen recht großen See, der inmitten einer leicht sumpfig wirkenden riesigen – wirklich riesigen Weide liegt. Das ist der Lake Crowley. Martin meint, den müßten wir uns ansehen, also raus aus dem Auto, die Sonne und die herrliche Luft genießen und rein in das Sumpfland. Ohne einen Blick auf den Boden zu werfen können wir hier nicht durch, überall sehen wir Kuhsch….naja, eben genau das…also kämpfen wir uns langsam zum Ufer vor und wandern ein wenig herum. Ich finde eine Fliege; da ich vom Angeln mehr als gar keine Ahnung habe, finde ich eigentlich nur ein Stück Angelschnur mit einem fischähnlichen, schillernden Gebilde daran und fürchterlichen kleinen Widerhaken – Dieter und Martin klären mich dann auf: das ist also eine Fliege! Wie ich immer sage: Reisen bildet…

Wie auch immer, die von uns gesuchten Heißen Quellen finden wir hier nicht, also wieder ins Auto und weiter. Kurze Zeit später geht nach rechts eine kleine Straße ab, Martin meint, das könnte es sein und tatsächlich: Wir finden sowas wie einen kleinen Parkplatz und sehen einen Holzsteg, der in die Weite führt. Die beiden gehen schon mal vor und erkunden den Weg, denn – oh Wunder! – hier gibt´s KEIN Klo und ich suche mir einen großen Stein…eigentlich ist das ja nichts für die Öffentlichkeit, aber ich finde nie in irgendwelchen Reiseberichten, Romanen oder Berichten etwas über das natürlichste Bedürfnis der Menschheit und das ärgert mich schon lange. Der Holzsteg führt mitten in die Wildnis und wir können dann auch einen kleinen Tümpel sehen, das Wasser riecht leicht schwefelig und ganz kleine Fischlein schwimmen hier rum, aber warm ist das nicht. Uns sprechen zwei Männer an und fragen, ob wir etwas suchen. Martin läßt sich aufklären, die von uns gesuchten Quellen sind nicht hier, aber ganz in der Nähe. Wir fahren noch eine Runde und dann sehen wir wieder einen weißen Holzsteg – das ist aber nicht Farbe, sondern Salz, das das Holz färbt. Wir packen die Handtücher und Badehosen bzw. den Bikini aus und machen uns auf den Weg. Und dann liegt vor uns die Heiße Quelle, allerdings besetzt. Eine im Boden verankerte Stange bildet den Kleiderhaken und rund um die Quelle ist eine niedrige Steinmauer gezogen und darin eingebaut ein Wasserzulaufregler. Der ist auch notwendig, denn das Wasser ist gnadenlos heiß (wir hatten leider kein Thermometer) und über den Zulaufregler kann man steueren, wie viel oder wenig heißes Wasser ins Becken läuft. Der Mann, der zur Zeit das Becken belegt, ist augenscheinlich ein Asket, sehr mager, aber er sieht nicht unglücklich aus. Er gibt zu verstehen, daß er sich nur was anziehen will und überläßt uns dann die Quelle. Also ziehen wir uns schnell um und nichts wie rein – ha! Von wegen! Das Wasser ist so heiß, daß wir nur ganz langsam hineingleiten können – aaah super! Die kühle Luft von oben und die Sonne und das herrlich heiße Wasser – viel schöner als daheim in der Badewanne. Und tatsächlich habe ich schon nach kurzer Zeit kleinste Schweißperlen auf der Stirn. Nach dem Bad sind wir erfrischt, laufen zum Auto zurück und nehmen eine leichte Mahlzeit (klar – Tacofladen…) zu uns, dann fahren wir weiter – unser nächstes Ziel ist der Monolake.

Auf dem Weg dorthin machen wir eine kurze Kaffeepause in einem kleinem Coffeeshop in Boulder, sitzen in der Sonne und schauen uns die Berge an. Dies ist schon Skigebiet und Martin erzählt uns, daß er hier vorbeikommt, wenn er im Winter zum Skilaufen in die Berge fährt.

Ein paar Kilometer weiter finden wir uns an den Junelakes wieder. Das ist ein Seengebiet in den Bergen und wir fahren auf dem sogenannten Juneloop einmal drumherum. Am Silversea machen wir nochmal halt und ich kann den ersten Schneeball des kommenden Winters machen, was natürlich von Dieter sofort auf den Fotochip gebannt wird. Und dann sind wir auch schon am Monolake.

Was für eine Landschaft! Ich bin hin und weg, muß aber – natürlich! – erstmal wieder das Klo besuchen;-), bevor ich mich der Umgebung widmen kann. Der Monolake hat einen Salzgehalt von mehr als 89 Gramm Salz pro Liter, hier können keine Fische leben, dafür aber scheinbar anderes Getier aus der Urzeit, was uns die vielen Hinweistafeln anschaulich näherbringen. Der See war ursprünglich mindestens 3 Meter höher; da aber unter anderem Los Angeles hier Wasser abzieht, ist der Spiegel auf die jetzige Höhe gesunken und gibt damit diese absolute Eigenheit und Einmaligkeit des Monolake frei: Urtümlich anmutende Kristallgewächse, die sich in der spiegelglatten Oberfläche des Sees spiegeln, formen eine eigenartige Mondlandschaft. Diese Kristalle können nur unterhalb der Oberfläche wachsen und sobald der Spiegel sinkt, hören sie auf. Und da jetzt der See 3 Meter tiefer liegt, ragen diese Kristallgewächse in den Himmel empor. Ich kann mich gar nicht daran sattsehen und versuche, die schönsten Gebilde in Bild und Ton festzuhalten, aber jetzt – im Nachhinein – muß ich zugeben: trotz der wunderschönen Aufnahmen kann nichts das ersetzen, was ich mit eigenen Augen sehen konnte, irgendwie fehlt das Feeling und das kann man bekanntlich nicht in Bildern oder Filmaufnahmen speichern, nur in der Erinnerung. Und jetzt, am Spätnachmittag, wo das Licht noch stark genug ist, um alles sehen zu können, aber nicht mehr so grell wie am Mittag, sondern sanft und umschmeichelnd, wird der Gesamteindruck noch verstärkt und hat sich in meiner Erinnerung festgesetzt.

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Etwas wehmütig steige ich zu den beiden ins Auto, wir fahren in die Nacht hinein bis nach Bridgeport. Hier finden nun weitere heiße Quellen in den Bergen.

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Baden tun wir nicht, der gesamte Bereich ist besetzt mit einer Gruppe junger Leute, die sich beim Baden das eine oder andere Bierchen genehmigen und augenscheinlich viel Spaß haben. In Walker, einem kleinen Nest in den Bergen, nehmen wir am diesem letzten Tad der Saison noch ein tolles Abendessen (homemade Fries…) und kleines Bierchen zu uns und sarten zu unserer letzten Etappe: wir wollen noch bis nach Lake Tahoe fahren.

Kleines Schmankerl am Rand: die Steffi (für Nicht-Insider: unsere Navi-Stimme…) hat uns in Lake Tahoe doch in die absolute Irre geführt – wir stehen plötzlich mitten im Wald in einer Siedlung, die allerdings nichts mit Lake Tahoe gemein hat, die Straße ist leicht gefroren. Aber wir haben sie dann doch überlistet und erreichen schließlich doch noch unser Motel6.

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