Heute morgen ist Martin aus Livermore nach Las Vegas gekommen, wir haben ihn am Airport abgeholt und dabei das erste Mal Kontakt mit der amerikanischen Verkehrspolizei gehabt – mit Folgen… Wir sind zum Airport gefahren und haben direkt am Anfluggate geparkt, Martin war nicht zu sehen. Also drückt Dieter mir den Schlüssel in die Hand und geht los, vielleicht trinkt Martin ja noch einen Kaffee und erwartet uns gar nicht so früh – sein Handy ist jedenfalls aus.
Ich steige auch aus und schaue mich um, ganz schön viel los hier und dauernd kommen Autos, halten kurz und fahren dann weiter. Ich sehe plötzlich einen Polizisten auf mich zu kommen – hier ist Halteverbot! Na gut, denke ich mir, Navi ist ja da, Schlüssel habe ich auch, also … aber nix da! Der Polizist will gar nicht auf mich hören, obwohl ich wild mit dem Schlüssel vor seiner Nase winke und ihm sage, daß ich ja schon fahre. Aber er geht gar nicht darauf ein, gestikuliert immer in Richtung des Halteverbotsschilds und schreibt prompt einen Strafzettel aus. Das Ende vom Lied? Gerade als Martin kommt und wir Dieter nun per Handy suchen, kommt der Polizist mit einem Abschleppwagen an! Martin versucht zu retten, was zu retten ist, aber ich gaube, nur mit Glück sind wir dem Dilemma entkommen, denn Dieter kommt nun auch endlich und wir können unser Auto selber fortbewegen…Das ganze hat dann 150 Dollar gekostet, aber Martin hat den Strafzettel nochmal genau unter die Lupe genommen und wenn wir innerhalb der nächsten 10 Tage per Scheck zahlen, dann sind´s nur noch 100$ – und auf dem Ding steht doch tatsächlich, der Polizist hätte mich gefragt, ob ich den Wagen wegfahren könne…so eine Sauerei!
Auf diesen Schreck hin fahren wir erstmal zur nächsten Tankstelle, füllen unsere drei CoffeeCups auf und holen die Karte raus, um das nächste Ziel zu planen. Wir wollen zum Death Valley und beschließen, über das Städtchen Shoeshone zum Death Valley National Park zu fahren.
In Shoeshone machen wir einen kurzen Stopp – ich rauche ein Zigarettchen, während Martin sofort feststellt „Hier gibt´s WiFi!“ und sich samt Laptop in die Sonne setzt, um unser Motel6 in Bishop zu buchen. Shoeshone ist wirklich ein kleines Städtchen, wir stehen direkt vor einer alten Tankstelle mit uralten Goldwäschergeräten, Antiken Trucks, und sehen, daß der Tankstop mittlerweile zu einem Museum mutiert ist (in dem Besucherbuch habe ich uns dann gleich verewigt – man will ja doch seine Spuren hinterlassen). Dann geht´s auch schon weiter. Am Eingang des Parks machen wir das obligatorische Beweisfoto und sind dann im Death Valley. Im Sommer kann es hier bis zu 55 Grad heiß werden, heute ist es superangenehm, vielleicht 25 Grad, Sonne satt, Steine und Geröll ebenfalls, nur ab und zu sieht man grün-graues Gewächs – es fehlt nur noch ein Gerippe am Straßenrand, dann wär der Eindruck perfekt. Unser erster Halt ist die Ruine einer alten Mine – naja, eigentlich sieht man nur ein viereckiges, dachloses Steingerippe und eine Hinweistafel, eine Picknickgarnitur (aus Stahl, mit zwei Bänken und alles am Boden angekettet und — ja!! ein Klo!!!! Wir wandern ein wenig in der Gegen rum, untersuchen den Boden – Steine gibt´s ja genug, aber Martin und Dieter finden altes Lavagestein und das wird gleich eingepackt, dann muß ich natürlich diese Sanitäre Anlage besuchen (toll, Papier satt, sauber, ich bin wie immer begeistert) und wir füllen unsere Mägen mit Tacofladen, Würstchen und Wasser. Das tollste aber ist: man hört absolut gar nichts! Kein Wind, kein Auto, sieht keine Vögel – es ist die absolute Stille, die so richtig laut wird, wenn man sich darauf konzentriert; hört sich blöd an, ist aber wahr.
Wir fahren weiter in Richtung Bad Water Basin – ein ausgetrockneter Salzsee, der 85,5m unterhalb des Meeresspiegels liegt. Auf der sehr gut ausgebauten Straße finden wir immer wieder Warnschilder, die darauf hinweisen, daß man keinesfalls die Straße verlassen und abseits davon in die Wüste fahren sollte – was eine Familie aus Dresden mit dem Leben bezahlt hat, wie wir später in Bishop erfahren. Die vierköpfige Familie war 1998 im Death Valley unterwegs und genau heute – 2009 – hat man die ausgetrockneten Leichen gefunden!
Das Bad Water Basin liegt umgeben von recht hohen Bergen, ein Holzsteg führt etwa 500m hinaus auf den alten See und man sehr schön die Salzformationen sehen (und natürlich anfassen…). Dreht man sich in Richtung Straße, sieht man am Berg in halber Höhe ein Schild mit dem Hinweis „Sea Level“ – schon sehr beeindruckend, wenn man sich das bewußt macht. Ich stelle mir vor, hier ganz allein mitten auf dem Salzsee und bei 55 oder mehr Grad – Wahnsinn!
Wir fahren eine ganze Weile durch das Tal des Todes und ich kann mich gar nicht sattsehen an den verschiedenen Farben der Berge und des Himmels und denke immer wieder: Du bist tatsächlich hier im Death Valley…Am späten Nachmittag erreichen wir noch die Sanddünen des Panamint Valley – eine riesige Dünenlandschaft mit feinem Sand, da hinterlasse ich erstmal einen Schuhabdruck (nichts für die Ewigkeit, aber trotzdem…) und wir geniessen die sanfte Abendsonne, die die ganze Landschaft in rötliches Licht taucht. Auch hier: Stille pur! Einfach hier mitten im Sand stehen und sich auf die Umgebung einlassen, Ruhe empfinden – phantastisch. Aber hier können wir schlecht bleiben und verlassen das Death Valley durch die Berge bis wir endlich in Bishop ankommen, wo wir Dank Martin unsere Zimmer im Motel6 beziehen und die Tour für den kommenden Tag planen.

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